Auch Giftige standen im Wald

Rhein-Sieg-Anzeiger und Bergischer Naturschutzverein luden zur Pilzwanderung am 27. Oktober 2006 ein.

Schon am Treffpunkt des Autowandererparkplatzes Ohmbach hatten sich Teilnehmer der Wanderung innerhalb der Reihe "Natur erleben" festgebissen. Denn der Ortsverband Windeck im Bergischen Naturschutzverband (RBN) konnte Jürgen Häffner als solch profunden Kenner der Pilzwelt gewinnen, dass die Naturfreunde ihn vor dem ersten Wanderschritt mit Fragen löcherten.


Bild Pizwanderung Pilzexperte Jürgen Häffner zeigt der Wandergruppe in der Ohmbach einen Steinpilz, der bereits kräftig von Schnecken angenagt wurde.

So wusste der Referent, der Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Mykologie ist, Interessantes vom größten Pilz der Welt zu berichten, einem Hallimasch-Verwandten. Er dehne sich in Kanada mit seinem zusammenhängenden Geflecht (Myzel) unterirdisch auf einer Fläche von etwa 50 Fußballfeldern aus.


Bild Pilzwanderung

Bild Pilzwanderung Welcher Pilz ist es?
Die Bestimmung war nicht immer einfach.




Wetter beeinflusst Pilze

Ganz zivile Maße hingegen hatten die Pilze im Waldgebiet der Leuscheid. Aber eines ist allen gleich, wie Häffner sagte: "Das Geflecht, das in der Erde steckt, darf nie zerstört werden, sonst stirbt der Pilz." Was aus der Erde herausgucke, sei nur die Frucht. Die müsse fachgerecht herausgedreht werden, damit keine Krankheitserreger ins Myzel dringen könnten. Häffner erläuterte, wie das Wetter, das in diesem Jahr ganz schön verrückt gespielt habe, auch die Pilzwelt durcheinander bringe. Die feuchten Wochen im August und die darauf folgende Wärme hätten die Steinpilze, die Pfifferlinge und Maronen dazu veranlasst, in Hülle und Fülle aus dem Boden zu schießen. Und der Oktober habe wieder alles hervorgebracht: Birkenröhrling, Rotfußröhrling - einfach alle Spätsommerpilze. Häffner lenkte das Interesse auch auf die kleinen Pilze, die er die "stillen Helfer" nannte. Denn kein Bier komme ohne Pilz aus, kein Camembert und kein Penicillin. Als ein Wanderer auf einen Speckpilz traf, meinte Häffner, für diesen Pilz hätten die Sachbücher umgeschrieben werden müssen, weil er früher als Speisepilz aufgeführt wurde und nun als "Kahler Krempling" als absoluter Giftpilz ausgewiesen sei. Eifrig schrieb Margot Niemann alles mit. Sie betreibt in Rosbach eine Naturheilpraxis und hatte sich zur Pilzbestimmung ein Buch mitgenommen. Ein ganz gewiefter Pilzkundiger ist auch Wolfram Heise vom RBN, der die Gruppe zudem noch mit einem Wanderlied auf der Mundharmonika erfreute. Leider musste Dietrich Harms, zweiter Vorsitzender des RBN Windeck, einige Interessenten auf die nächste Wanderung vertrösten.


(Text und Bilder: Christiane Schmidt-Dreier)


Letzte Aktualisierung:  26.09.2006