Heilsame Kräuter am Wegesrand

Informative Wanderung mit dem Bergischen Naturschutzverein durch das Rosbachtal am 13. August 2006

Drei fachkundige "Kräuterhexen" beantworteten die Fragen und erklärten.

Weideröschen eignen sich toll für Salate, Fichtensprossen machen frisch und Wasserdost hilft gegen innere Verletzungen. Was man alles mit Kräutern und anderen Pflanzen machen kann, erfuhren über 60 interessierte Zuhörer bei einer Wanderung durch das Rosbachtal, die gemeinsam vom Bergischen Naturschutzverein (RBN) und dem "Rhein-Sieg-Anzeiger" angeboten wurde. Der Andrang war so groß, dass RBN-Vorsitzender Hans-Heiner Heuser gleich drei fachkundige "Kräuterhexen" mit der Führung durch das Naturschutzgebiet (NSG) beauftragen musste.

Bild Kräuterwanderung

Interessenten kamen nicht nur aus dem Windecker Ländchen, sondern auch aus Lohmar und Troisdorf, Hennef und Sankt Augustin. Die Wanderer erhielten jedoch nicht nur jede Menge Infos über die im NSG wachsenden Pflanzen, sondern konnten auch zahlreiche Tiere bestaunen: Frösche und Libellen, Käfer und natürlich besonders viele Falter, die sich im Tal der Schmetterlinge tummeln. Bläulinge und Kaisermantel, Perlmutt- und Distelfalter flatterten genau so von Blüte zu Blüte wie der Braune Waldvogel und Kohlweißlinge. Das waren nur einige der insgesamt 500 verschiedenen Falterarten, die das Tal beherbergt. "Das hier ist ein Traum für die Tiere und die Natur", fasste Kräuterexpertin Petra Hopmann aus dem oberbergischen Reichshof, die eine der Gruppen leitete, ihre Eindrücke zusammen.

Drei Stunden lang durften die Besucher diesen Traum genießen und bekamen natürlich nur einen kleinen Teil der insgesamt 143 Hektar großen Schutzzone zu Gesicht. Dabei wurden sie mit einer Flut von Tipps und Anregungen zu den Wildpflanzen versorgt. Aus den Früchten der Vogelbeere (Eberesche) lässt sich zum Beispiel ein sehr schmackhafter Kompott oder Gelee (Zucker zusetzen) herstellen, erfuhren die Teilnehmer. Die Beeren haben einen hohen Vitamin C- und A-Gehalt und wirken harntreibend und menstruationsregulierend. Gegen Frauenleiden wirkt auch der Frauenmantel, den man gar nicht so selten an Wegen und Böschungen findet. Vorsicht ist dagegen bei der Verwendung des Fingerhutes (Digitalis) geboten. Die Pflanze, die in der Medizin gegen Herzkrankheiten eingesetzt wird, ist giftig, kann zum Herzstillstand führen und sollte nur von Kennern gesammelt und eingesetzt werden.

Bild Kräuterwanderung


Der Adlerfarn, der auch im Rosbachtal und dem Seitental Jurtsiefen wuchert und von den Naturschützern von Zeit zu Zeit reguliert werden muss, war früher für Kissenfüllungen und gegen asthmatische Beschwerden beliebt, erzählte Petra Hopmann. Wenn er jung und frisch ist, eignet sich der Sauerampfer gut für Salate. Auch Spitzwegerich und Giersch bringen interessante Noten in Salate. Mit dem Giersch oder Geißfuß, auch Zipperleinkraut genannt, hatte Heilpraktikerin Hopmann allerdings ein kleines Problem: Die weißdoldige Pflanze, die normalerweise überall auf Wiesen und Äckern, in Wäldern und an Wegen zu finden ist, war ausgerechnet im Rosbachtal nicht auszumachen. Aus Spitzwegerich, dessen zerriebene Blätter Insektenstiche lindern, lassen sich prima Hustenbonbons herstellen. Auch den Breitwegerich kann man essen. Seine Blätter sind zudem günstig für Wundheilungen und Balsam für schmerzende Füße nach langen Wanderungen, verriet Hopmann.

Labkraut, dessen Wurzeln besonders farbintensiv wirken, wird noch heute bei der Herstellung von Cheddarkäse verwendet. Tee vom Blutweiderich ist gut gegen Durchfall und wirkt schmerzstillend. Mädelsüß, das überall auf den nassen Wiesen des Tals zu sehen ist, lässt sich besonders vielseitig verwenden. Es gibt Essig (Dolden eine Woche oder länger reinhängen) wie Apfelsaft einen besonderen Geschmack und verfeinert auch Sahne (dafür kochen). Als Superwarzenmittel empfahl Hopmann die Wolfsmilch. Wie Brokoli kann man den Wiesenbärenklau verwenden. Das sich einige der Kräuter gut für Vollwertkost eignen, konnte einer der drei Gruppen nach der Exkursion im Garten des RBN-Chefs kosten. Heuser: "Leider reichte unser Vollwertpicknick nicht, um alle Wanderer einzuladen."

(Harald Röhrig)


Letzte Aktualisierung:  26.09.2006